Bouldern in Schweden – Kjugekull

Bouldern, Zwerge

Fontainebleau, Rocklands, Kjugekull. Kann sich das Bouldergebiet Kjugekull neben legendären Boulderspots behaupten? Was Kjugekull und das Bouldern in Schweden so besonders macht, warum es auf alle Fälle einen Besuch wert ist, wo man am besten unterkommt und wer besser nicht dorthin reisen sollte, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.

Anfahrt zum Bouldergebiet Kjugekull

Wer wie wir weit oben im Norden wohnt, hat die Qual der Wahl. 450km in Richtung Süden oder 450 km in Richtung Norden. Während im Süden Harz, Göttingerwald und die Bodensteiner Klippen mit vielen kleinen Sektoren auf Boulderer warten, liegt in nördlicher Richtung das sehr kompakte Bouldergebiet Kjugekull.

Genauer gesagt befindet sich Kjugekull 20 km von der südschwedischen Stadt Kristianstad entfernt. Von Flensburg aus sind es 460 Kilometer bis in das Gebiet, das oft als das beste Bouldergebiet Schwedens betitelt wird.

Einen kleinen Haken hat die Anfahrt dann doch. Wer komplett über Dänemark anreist, überquert die mautpflichtigen Brücken über den großen Belt (Storebæltbrücke) bzw. Öresund (Öresundbrücke). Und die sind ganz schön teuer.

Wer über Hamburg anreist kann die Fahrt durch Dänemark größtenteils umgehen und sich 150km sparen. Dafür geht es über Puttgarden auf Fehmarn nach Rödby und dann im weiteren Streckenverlauf über die Öresundbrücke nach Schweden. Eine weitere Möglichkeit bietet die Anfahrt über Rostock. Von dort mit der Fähre nach Gedser und dann ebenfalls über die Öresundbrücke.

Die Brücken können direkt vor Ort bezahlt werden oder ihr kauft bereits vorher ein Ticket online bzw. ein Bizz oder/oder das Jahresabonnement Bropas. Die Erklärung kommt gleich 🙂

Fels in Schweden
Einfach ein toller Ort und so ein gutes Absprunggelände.

Bizz und Bropas

In Skandinavien gibt es Mautsysteme mit automatischer Bezahlung. Um diese zu nutzen registriert man sich vorab bei einem Anbieter. Man kann dann entweder einen Transponder nutzen (Bizz) und/oder das Nummernschild mit dem Account verknüpfen. Vorteil sind unter anderem die geringeren Kosten auf mautpflichtigen Strecken und man kann spezielle Spuren an den Mautstationen nutzen – es geht schneller, da die Bezahlung vollautomatisiert abläuft. Wer sich über die Überfahrt informiert kommt häufig mit den Begriffen Bropas und Brobizz durcheinander.

Bropas: Jahresabonnement für die vergünstigte Überfahrt über die Öresundbrücke. Automatisch bekommt man bei der Anmeldung ein Bizz System, den Öresundbizz.

Brobizz: einer von mehreren Bizz Anbietern.

Kosten

Wer beide Brücken hin und zurück befahren möchte, zahlt mit einem PKW regulär bei Kartenzahlung etwa 180 Euro (110,- Öresundbrücke, ca. 70,- Storebæltbrücke).

Günstiger geht es mit einem BroPass für die Öresundbrücke. Der Pass kostet eine Jahresgebühr von 45,-. Mit diesem Jahresabonnement bezahlt man aktuell für Hin- und Rückfahrt insgesamt 48,- statt 110,- für einen PKW. Schon bei einer Hin- und Rückfahrt macht sich der Bropas also bezahlt. Beim Bestellvorgang kann man wählen, ob man einen Bizz möchte oder das Nummernschild nutzen möchte. Das Nummernschild ist nach wenigen Minuten nutzbar, bis der Bizz eintrifft dauert es einige Tage. Allerdings ist der Bizz an mehr Stellen in Skandinavien akzeptiert und auch die Storebæltbrücke kann man in seinem Account anscheinend mit dem Bizz verknüpfen, wodurch man auch hier einen kleinen Rabatt erhält.

Hier gehts zum Bropas bzw. zur Öresundbrücke.

Hier sind Infos und Preise zur Maut vom ADAC.

Gebietsübersicht

Wenn ihr euch dem Spot nähert fahrt ihr durch den Weiler Kjuge. Dort gibt es am Waldrand einen zentralen Parkplatz (39F5+9W Kjuge, Schweden). Kjugekull hat ca. 1500 Boulderprobleme zu bieten und fast alle sind von diesem Parkplatz in nur 10 bis 15 Minuten zu Fuß erreichbar. Eine solche Dichte an Bouldern in Schweden und auch in anderen Ländern gibt es nicht oft.

Alle Blöcke befinden sich auf einem überwiegend bewaldeten Hügel im Naturschutzgebiet Kjugekull. Der Sektor „Tva hal i en spricka“ liegt im Freien an einer Wiese.

Insgesamt ein abenteuerlicher Ort mit einem schönen Laubwald, unzähligen Felsblöcken, Felsplateaus und Waldpfaden.

In der nahen Umgebung gibt es noch einige kleine Gebiete wie z.B.: Lillis Backe, Fjälkinge Backe, Östra Ivö, Oppmannaberget.

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Der Fels in Kjuggekull

Gebouldert wird an Granit, der überwiegend aus feinen bis mittelgroßen Kristallen besteht. Also gute Rauheit aber nicht extrem scharf.

Es gibt zwar alles, von Dach bis Platte, allerdings bieten die meisten Blöcke eher senkrechte Kletterei. Dabei dominieren Sloper und Leisten das Bouldergebiet Kjugekull. Senkrechte Kletterei? Ja genau, es wird technisch einiges abverlangt. Kjugekull hat den Ruf sehr hart bewertet zu sein. Man ist gut beraten, wenn man seine Erwartungen an die zu meisternden Kletterschwierigkeiten etwas senkt.

Eine Besonderheit noch an dieser Stelle: Das Absprunggelände ist meistens großartig. So ist das Fallen aufgrund der technischen Schwierigkeiten wenigstens ziemlich sicher.

Und beim Thema Fallen noch etwas. Die Blöcke sind zwischen 2 und 8 Meter hoch. Einen krassen Highball bietet die Route ‚Alla vil til himmelen‘ fb 7c+. Hier zwei Videolinks:

https://vimeo.com/77363268

https://vimeo.com/91160624

Nach einem Regen sind die Boulder schnell wieder trocken. Dies gilt insbesondere für die nördlicher gelegenen Sektoren.

Boulderführer

Kjugekull Bouldering von Harald Bohlin und Carl Nilsask ist der aktuelle Boulderführer von Kjugekull und bietet auf 223 Seiten etwa 1300 Boulderprobleme, zahlreiche Fotos, sehr gute Übersichtskarten, eine top Navigation innerhalb des Buchs und verschiedene Listen: Boulder nach Name, Boulder nach Schwierigkeit, Kinderfreundliche Boulder, die besten Boulder je nach Stil.

Ihr könnt den Boulderführer z.B. bei Kletterführer.net bestellen oder ihn vor Ort kaufen. Als wir da waren war das allerdings nicht so leicht… Der Campingplatz Ivö hatte ihn nicht und nur in Kristianstad gab es einen Outdoor Shop (Naturkompaniet) in dem er verkauft wurde. Das Cafe Kjugekull (hier gab es ihn früher) ist 2020 leider abgebrannt und soviel ich weiß noch nicht wieder aufgebaut worden.

Auf 27crags könnt ihr mit einem Premium Account auch die umliegenden Gebiete erkunden. Für mich ersetzt die Webseite jedoch nicht den Boulderführer Kjugekull. Ich persönlich halte vor Ort am liebsten doch ein echtes Buch in den Händen und unterstütze mit dem Kauf gerne die lokale Community.

Mann bouldert in Kjugekull
Auch die leichten Boulder in Kjugekull sind durchaus lohnenswert und fordernd.

Unterkünfte

Etwa 7 Kilometer ist die Insel Ivö entfernt, die ihr über eine kleine Autofähre schnell erreicht (https://www.trafikverket.se/ivoleden). Hier gibt es zwei Campingplätze, reichlich Wasser und sogar ein paar Boulder.

Ansonsten gibt es in der Umgebung auch Ferienhäuser, B&B und Hotels. Allerdings seid ihr auf dem Campingplatz am nächsten am Bouldergebiet, sei denn ihr möchtet euch in dem ziemlich teuren Schloss Bäckaskog unterkommen.

Für wen ist das Bouldern in Kjugekull nichts?

Ich hatte es schon erwähnt. Kjugekull hat nicht den Ruf leicht bewertet zu sein. Hier gibt es nichts geschenkt. Wer gerne Boulder in seinem Grenzbereich (bezogen auf die Bewertungen) abhakt und seine maximalen Schwierigkeitsgrade erweitern möchte, ist hier fehl am Platz. Auch Freunde von überwiegend athletischer Kletterei in Überhängen werden mitunter enttäuscht sein. Es gibt zwar alles, aber nicht alles in allen Schwierigkeitsgraden.

Wer hingegen technische Kletterei mag, Mantles und Sloper, Plattenkletterei und senkrechten Fels gut findet und sich gerne an kleinen Leisten festhält und das in einem tollen Ambiente ist hier goldrichtig.

Fazit zum Bouldern in Schweden

Ein tolles Bouldergebiet in einem wunderschönen Wald. Dazu unzählige Boulder in allen Schwierigkeitsgraden und in sehr kurzer Zeit fußläufig erreichbar. Auch Familien mit Kindern haben hier ein optimales und größtenteils sehr sichereres Gebiet.

Ihr könnt das ganze Jahr über in Kjugekull bouldern, wobei September, Oktober, November, Februar und März meistens die besten Bedingungen bieten.

An die Kletterei muss man sich erst gewöhnen, findet aufgrund der Menge an Möglichkeiten aber mit Sicherheit spannende Boulderprobleme.

Wer nicht so lange anfahren möchte und Dänemark mag, kann an Bunkern in Blavand bouldern. Kein Vergleich zu Kjugekull, dafür sehr schnell aus dem Norden erreichbar und auch eine Erfahrung wert.

>1400 Boulderprobleme

Zustieg: 5 min.

Gestein: Granit

Absprunggelände: top

Kinderfreundlichkeit: top

Saison: ganzjährig

Abtrocknung: sehr schnell

überwiegend senkrecht

Verteilung der Kletterschwierigkeiten

Ungefähre Werte, nicht vollständig.

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Lange erwartet – Boulderführer Sardinien

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