Selvaggio Blu Trek – Die schönste Trekkingtour Europas – Teil II

Trekkingtouren

In Teil I unseres Reiseberichts über den Selvaggio Blu Trek ging es auf einsamen abenteuerlichen Pfaden von Santa Maria Navarese bis zur Cala Goloritze. Bereits jetzt ist klar warum der Selvaggio Blu zu den besten Trekkingtouren in Europa zählt. Die Landschaft ist atemberaubend schön, die Wegführung spektakulär und die Kombination aus Trekking, Klettern und Baden einzigartig. Ob wir wegen Wassermangel wieder umkehren müssen wie im letzten Jahr?

3. Tagesetappe auf dem Selvaggio Blu Trek: Cala Goloritze – Bacu Mundaloru

Auf dieser Etappe erwarten uns die ersten Kletterstellen für die wir ein Seil im Gepäck haben. Zunächst wandert man für eine knappe halbe Stunde bergauf – wieder auf dem Weg vom Vortag. Danach geht es auf einem steilen Geröllhang weiter hinauf bis zum Ausgangspunkt der ersten Kletterstelle. Drei Bohrhakenlaschen erwarten einen auf der als Grad IV angegebenen Kletterei. Auf ca. 4 m Höhe kann das erste Mal geklippt werden, die übrigen zwei Hakenlaschen sind in kürzeren Abständen. Ein quer eingeklemmter Stamm soll den Einstieg erleichtern. Ich habe ihm nicht so richtig getraut und bin die Stelle ohne Rucksack vorgestiegen. Ein Stand lässt sich wunderbar an einem Baum nach etwa 10 m einrichten. Am besten klettert der Nachsteiger zweimal und bringt den Rucksack mit. Für eine Stelle im 4. Grad empfand ich den Start etwas unangenehm. Da der Fels nicht überall kompakt ist sollte man nicht jedem Griff blind vertrauen.

Selvaggio Blu
Die erste Kletterstelle. Macht Spaß ist aber nicht ohne.

Gefährliche Geröllrinne

Hat man alle nachgeholt geht es in einem engen sehr steilen Geröllhang, umgeben von Felswänden, hinauf zur zweiten Kletterstelle. Auf dem Geröllhang herrscht eine große Steinschlaggefahr und die Steilheit verbietet Fehltritte, die einen ins Rutschen bringen könnten. Ist diese Stelle überwunden wartet noch einmal eine IV+ Kletterstelle. Nur etwa 4m senkrecht hoch, für den Vorsteiger nicht absicherbar, dafür aber mit besserem Fels und subjektiv leichter wirkend als die erste Stelle. Die Nachsteiger können wieder bequem über einen Standplatz an einem soliden Baum gesichert werden.

Oben angekommen steigt man weiter hinauf und sollte sich nicht vom The Selvaggio Blu Trek Guidebook irritieren lassen. Im Grunde geht es immer mit Steinmännchen markiert bergauf – nie extrem steil und ohne kraxeln zu müssen. Hat man den Sattel erreicht geht es nach rechts weiter, bis man auf 530 hm die schönen Lattone Schäferhütten erreicht. Achtung, mit trinkbarem Wasser sollte man hier nicht rechnen. 2012 war hier nur ein winzig kleiner Wassereimer mit toten Eidechsen, in der ansonsten leeren Wassertonne. Die Route folgt nun dem lang gezogenen, breiten Gipfelgrat.  Etwa an dessen Ende, geht es links auf Geröllhängen bergab.

Die Route nähert sich dem Meer und wird spektakulärer. Ein unangenehm steiler Abstieg an einem steinschlaggefährdeten Hang endet in senkrechtem Fels. Hier darf kein Fehler passieren. Ich würde diese Stelle und den Aufstieg über den Geröllhang des Felsabsturzes am Beginn der kommenden Etappe zu den gefährlichsten Stellen zählen. Bei Regen wird es hier kritisch.

Selvaggio Blu
Gefährlicher Geröllhang

Abenteuerliches Abseilen

Am Ende des Geröllhangs auf dem der ein oder andere Stein an uns vorbeigerauscht ist, kommt die erste Abseilstelle des Selvaggio Blu. Diese ist auch zugleich die abenteuerlichste von allen. Ein Gewirr an „Franzosenseilen“ dient als Abseilpunkt.

Es folgt ein Abschnitt mit riesigen abenteuerlichen Grotten. Direkt am Beginn der Grotten wird es noch einmal heikel. Der Abstieg ist nass und extrem rutschig. Also nochmal volle Konzentration. In der letzten Grotte gibt es reichlich Wasser, das von der Decke tropft und in Gefäßen aufgefangen wird. Wassermangel ist dieses Mal glücklicherweise kein Problem.

Selvaggio Blu
Einfach bei Trockenheit. Der Einstieg zu den Grotten wird bei Nässe zum Problem.

Am Ende der Etappe kommen wir auf einer flachen, dafür aber steinigen Lagerstelle (50 hm) an. Sie befindet sich unmittelbar am Rand eines steilen Geröllhangs. Unter uns ist ein Felsenmeer auf dem man zur Bucht absteigen kann, um zu baden. Vor etwa 10 Jahren gab es hier einen gewaltigen Felssturz. Die sich über mehrere hundert Höhenmeter erstreckende lange Rinne, in der sich die teils zimmergroßen Felsblöcke ihren Weg nach unten gebahnt haben, ist uns bereits von der anderen Hangseite aufgefallen. In der Nacht gibt es einen kleinen Felssturz, mehrere Blöcke krachen laut dröhnend die Rinne hinunter. Vor solch kleinen Abstürzen ist man auf dem Lagerplatz sicher. So ganz sicher fühle ich mich aber nicht, da theoretisch auch von der anderen Seite Steine herunterkommen können. Etwas ist in dieser Nacht merkwürdig. Ein Hämmern, wie wenn ein Stein laut auf einen anderen geschlagen wird ertönt über längere Zeit in gleichmäßigen Abständen von etwa 10 Sekunden. Wer kennt dieses Geräusch?

Selvaggio Blu
Bacu Mundaloru – steiniger Schlafplatz

Wie geht’s weiter?

Wie wir die steile Geröllrinne bezwingen und ob wir unser Ziel Cala Gonone erreichen erfahrt ihr im nächsten Beitrag. Tipps und Ideen, eine Zusammenfassung der Gefahren und unsere Packliste gibt’s dann in den kommenden Wochen. Was habt ihr auf dem Selvaggio Blu erlebt?

Selvaggio Blu
Bacu Mundaloru – In der Rinne des Felssturzes beginnt die nächste Tagesetappe.

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Selvaggio Blu – Die schönste Trekkingtour Europas – Teil I
Selvaggio Blu – Die schönste Trekkingtour Europas – Teil III

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