Surfen auf Sylt – Die besten Surfspots

Wasserwelten

Erst halte ich es für einen Fake. DER Jamie O’Brien soll auf unserer Heimatinsel Sylt sein? Die Gerüchte weichen der Realität und tatsächlich geht JOB nach einer netten Fragerunde im Sylter Surf Club mit einigen heimischen Surfern auf’s Wasser. Von perfekten hawaiianischen Traumwellen zu uns in die chaotische Nordsee bei 30 Knoten Onshore-Wind… Im Beitrag Surfen auf Sylt geht es um magische Momente auf dem Wasser und um die Surfbedingungen und Spots auf Sylt. Denn wenn der stürmische Wind plötzlich einschläft oder ein kräftiges Tiefdruckgebiet im hohen Norden Swell nach Sylt schickt, kann es durchaus episch werden.

Surfen auf Sylt

Der Besuch von Jamie O’Brien hat mich auf die Idee gebracht über das Wellenreiten auf Sylt zu schreiben. Obwohl wir in Deutschland sind hat sich nämlich auf Sylt eine bunte Surfkultur entwickelt. Kaum ein Tag vergeht, an dem die Sylter Surfer nicht Ziel zahlreicher Fotoapparate sind.

Und nicht nur die Surfer auf dem Wasser sind spannend, auch schon die Fortbewegung zum Surfspot ist ein Bild Wert. Da gibt es zum Beispiel diejenigen die einfach zu Fuß mit dem Surfboard unter dem Arm zum Strand gehen. Andere nehmen das Fahrrad. Das Surfboard ist dann entweder an einer speziellen Halterung fixiert oder ein selbstgebastelter Anhänger trägt das wertvolle Gut. Wer’s etwas weiter hat fährt mit dem Surfmobil zum Spot. Vom alten VW Bus mit Waschmaschinentür als Fenster bis zum modern ausgebauten Transporter. So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch Ihre Fahrzeuge.

Im Jahr 1954 begann alles. Der Westerländer Uwe „Nöger“ Draht (Jahrgang 1927) surfte von den Hawaiianern inspiriert die ersten Wellen in Deutschland. Natürlich vor seiner Haustür auf Sylt. Als Surfboard diente dem Rettungsschwimmer damals ein 50 Kilogramm schweres Ungetüm – ein Rettungsbrett der DLRG.

Mehr als sechs Jahrzehnte später hat sich natürlich einiges getan. Der Strand ist noch dort wo er damals war, auch die Rettungsschwimmer. Aus der Handvoll Surfer aus den 50ern hat sich allerdings eine stattliche Surfszene entwickelt und mit dem Surf Club Sylt gibt es einen zentralen Anlaufpunkt, der sich für die Interessen der Surfer und die Sylter Surfkultur einsetzt.

Die besten Surfspots

Osteria

Vor einem Jahr hätte ich das Folgende nicht schreiben können. Denn an der Osteria, am Südende Westerlands, waren die Sandbänke perfekt. So gut, dass jede Werbung für den Spot nur noch mehr Andrang bedeutet hätte. Mit jedem Sturm verändern sich die Sandbänke und so ist es auch der Osteria ergangen. Jetzt nicht mehr ganz so gut, dafür immer noch einen Besuch Wert.

Um einen der seltenen Tage zu erwischen an dem kein Wind ist und das Außenriff vor der Osteria zu brechen beginnt, muss man sowieso hier wohnen. Selbst die meisten Locals verpassen diese magischen Momente an denen Wellenritte von 200-300 Meter möglich sind.

Tipp: Aus der normalen Wellenvorhersage gehen diese Tage meist nicht hervor. Die Swellkarten, genauer gesagt die Surf-Charts mit der Wellenperiode sind dann wichtiger.

Surfen auf Sylt-Osteria
Außerhalb der Saison ist es am Strand vor der Osteria sehr ruhig.

An der Osteria kann man bei jeder Tide Spaß haben. Wer eine Unterkunft braucht schläft am besten direkt auf dem Campingplatz vor dem Spot. Ziemlich hässlich, bis auf die idyllischen Zeltplätze mitten in den Dünen. Wer nur parken möchte hat vor dem Campingplatz einen kostenlosen Parkplatz zu Verfügung. Wie überall auf Sylt lauern ein paar Buhnen unter Wasser. Hier an der Osteria sind es alte Holzbuhnen aus dem 19 Jahrhundert. Am besten schaut man sich den Strand bei Niedrigwasser an und fragt Rettungsschwimmer oder Locals in wie weit die Buhnen gerade problematisch sind.

Brandenburger Strand

Der beliebteste Surfspot ist der Brandenburger Strand. Hier wird es nicht nur bei besonders guten Bedingungen voll auf dem Wasser. Ob die Surfbedingungen dies tatsächlich Wert sind muss jeder selbst entscheiden. Tatsächlich funktioniert der Brandenburger Strand an vielen Tagen und bei allen Tiden.

Mehrere alte Steinbuhnen reichen knapp 100 Meter weit ins Meer hinaus. Auch hier sollte man sich den Strand unbedingt bei Niedrigwasser anschauen. Wer mehr über Küstenschutz auf Sylt und über die Geschichte sowie den Nutzen der Buhnen (Querwerke) erfahren möchte findet auf der Seite der Landesregierung spannende Infos.

Wer lieber für sich auf dem Wasser ist und am liebsten von einsamer Natur umgeben, ist hier schlecht aufgehoben. Bei über 40 km Westküstenstrand findet man selbst an guten Tagen zahlreiche menschenleere Lineups abseits der größeren Orte.

Surfen auf Sylt-Brandenburger
Chaos am Brandenburger Strand. Bei heftigem Onshore-Wind wird es überall auf dem Wasser ungemütlich.

Nordseeklinik

Lange war dies mein Homespot. An der Klinik muss man meistens nicht so viel paddeln, da die Wellen recht nah und kraftvoll am Strand brechen. Etwas größer sollten sie bei Hochwasser allerdings sein, da ansonsten nichts bricht oder sich nur ein kurzer Shorebreak erhebt. Auch hier waren die Sandbänke schon besser und an einigen Tagen ist man an anderen Spots besser aufgehoben.

Von Westerland City kommend fährt man an der Asklepios Nordseeklinik vorbei und direkt dahinter links ab in Richtung Meer. Parken kann man hier kostenlos und wer über ein geringes Budget verfügt und gleichzeitig nicht bei bester Gesundheit ist, kann versuchen eine Rehamaßnahme genehmigt zu bekommen. Dann schläft man sogar noch direkt am Spot 🙂

Auch Ärzte, Pflegefachkräfte und Therapeuten werden in der Nordseeklinik immer wieder gesucht. Wer also gerne die Arbeit mit der Freizeit verbinden möchte, ist hier gut aufgehoben.

Fazit

Tatsächlich sind die Bedingungen von Strandabschnitt zu Strandabschnitt sehr unterschiedlich und man kann überall gute und weniger gute Surfbedingungen vorfinden. Auch in Richtung List und Hörnum gibt es zahlreiche oft menschenleere Breaks.

Wer die einheimischen Surfer fragt, wo es am besten ist, wird sehr unterschiedliche Antworten bekommen. Auf alle Fälle ist es dort am besten wo man Spaß hat. Und tatsächlich hatte ich die schönsten Wellenreittage hier auf Sylt. Nicht auf den Kanaren, nicht in Frankreich oder Dänemark.

Manche Blogbeiträge über das Surfen auf Sylt sollte man mit Vorsicht genießen. Nicht jeder Blogger besucht auch die Orte über die er schreibt. Wenn ihr also lest, dass vieles zusammenkommen müsse, damit man auf Sylt surfen könne oder dass der Königshafen bei List ein Surfspot zum Wellenreiten sei, vergesst den Beitrag. Tatsächlich braucht man hier viel Freizeit um jeden Surftag erleben zu können. Auch wenn es nur etwa eine handvoll epische Surftage pro Jahr gibt, so kann man an 150-200 Tagen im Jahr aufs Wasser. Manchmal wird es nur mit SUP oder Longboard funktionieren, manchmal wird es ziemlich zerblasen und chaotisch sein. Aber an vielen Tagen im Jahr kann man jede Menge Spaß auf dem Wasser haben… Und an den Königshafen geht man zum Windsurfen und Kiten.

Surfen Lernen auf Sylt

Auf Sylt gibt es zahlreiche Surfschulen. Und tatsächlich kann man hier das Wellenreiten sehr gut lernen. Nur bei lang anhaltenden Ostwindperioden kann es auch mal mehrere Wochen keine Wellen geben. Eine Übersicht über die Surfschulen gibt es auf der Seite von Sylt.de. Einfach ein Stück nach unten scrollen.

Eine Surfschule möchte ich euch besonders an’s Herz legen: Jan’s Wassersportschule in List.

Der sympathische Besitzer Jan Hansen ist ein Sylter Original und beherrscht nicht nur alle Wassersportarten die man sich vorstellen kann, nein er beherrscht sie sogar verdammt gut. Wer Surfen, Kiten, Windsurfen, SUP oder Katamaran Segeln lernen möchte oder Revierinfos braucht, ist hier richtig.

Surfen auf Sylt
Magischer Moment auf dem Weg zum Spot.

Magische Momente

Schier endlos laufende Wellen, eine Surfsession mit guten Freunden, Begegnungen mit Seehunden und anderen Meeresbewohnern? Von magischen Momenten kann jeder Surfer berichten.

Ich erinnere mich an mehrere Tage, an denen ich dachte auf Hawaii zu sein. Mit einer Periode von 15 Sekunden liefen die Wellen in langgezogenen Lines auf den Strand zu und brachen perfekt über den Sylter Außenriffen. Oder Tage an denen es absolut Windstill ist. Das Wasser wird glasklar und glatt wie ein Spiegel. Keinerlei Bewegungen sind auf der Wasseroberfläche mehr sichtbar. Wie steil eine Welle ist kann man manchmal gar nicht mehr erkennen. So wie an einem Tag im Winter an dem die Wasserfarbe und der Himmel miteinander verschmolzen.

Und auch abseits der Westseite kann man traumhafte Tage auf dem Wasser verbringen. Mit Packraft und Familie, ganz ohne Surfboard und Wellen.

Ein magischer Moment war heute. Jamie O’Briens Besuch auf Sylt war etwas Besonderes. Er hat der Surfgemeinde mit seinen Videos so viele Stunden mit Staunen, Freude und Kopfschütteln bereitet, auch wenn nicht alles vorbildlich und nachahmenswert ist. Vor allem hat er aber eines vermittelt: Es ist die ungebrochene Freude am Surfen, am Spielen im und mit dem Wasser. Herzlichen Dank dafür.

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Das Hawaii Italiens – Surfing Levanto

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