Mit Säugling und Kleinkind eine Trekkingtour zu machen ist eine besondere Herausforderung. 25 Kilogramm mehr wollen bewegt, genauer gesagt getragen werden. Wie soll das gehen und welche Region kommt überhaupt in Frage? Auf unserem letzten Kurztrip nach Dänemark konnten wir zumindest die letzte Frage schnell beantworten: Der Westküstenweg von Agger nach Bulbjerg. Kaum ein anderer Weg eignet sich so hervorragend für Trekking mit Kleinkindern. Mehr zu unserer Vorbereitung könnt ihr hier lesen.
Trekking mit Kleinkindern – Der Westküstenweg
Der Westküstenweg verläuft in etwa 80 Kilometern von Agger nach Bulbjerg. Durch Dünenlandschaften, Wälder und Orte zieht sich der Weg entlang der dänischen Nordseeküste durch den Nationalpark Thy.
In regelmäßigen Abständen gibt es Campingmöglichkeiten auf Campingplätzen oder deutlich schöner auf Lagerplätzen im Wald. Mehr als 15km muss man dabei nie zurücklegen ohne eine geeignete, legale Stelle zum Schlafen zu finden. Die Lagerplätze (zwischen Agger und Bogsted) sind in der Übersichtskarte eingezeichnet und verfügen über eine große Feuerstelle, ein Plumpsklo und einen Holzverschlag zum Übernachten. Wir wollten allerdings mit dem Zelt los…einerseits zum Testen ob eine Tour mit Zelt und unseren Zwergen möglich ist, andererseits kann es Unmengen an Stechmücken geben. Natürlich wollen wir auch unser neuestes Zuhause ausprobieren: das Papa Hubba NX von MSR.
Der Westküstenweg ist für unser Vorhaben ideal geeignet. Die Tagesetappen sind überschaubar und der Weg leicht zu gehen. Steigungen gibt es dabei so gut wie keine. Gut ist auch, dass wir regelmäßig Orte mit Einkaufsmöglichkeiten passieren. So müssen wir nur einen Teil der Verpflegung mitschleppen.
Hier gibt es den offiziellen Westküstenweg Flyer vom dänischen Umweltministerium in deutscher Sprache.
Trekking mit Kleinkindern – das Packen
Zu allererst müssen wir eine Packliste am Laptop erstellen um zu sehen was auf uns zukommt. Jeder Gegenstand wird aufgeführt und gewogen. Da kommt einiges zusammen… Die Wettervorhersage zeigt Tagestemperaturen von 18-27 Grad und Nachttemperaturen um die 10-15 Grad an, ohne Regen. Wir riskieren es und lassen die Regensachen zu Hause. Dafür brauchen wir etwas was bisher noch auf keiner Trekkingtour dabei war: Windeln.
Das Schöne an der Packliste ist nicht nur zu sehen, wie viel Gewicht die Ausrüstung insgesamt wiegt, es animiert auch zum Gewichtsparen. Nur wenn man sich auf das Nötigste beschränkt ist so eine Tour machbar. Dazu müssen die Ausrüstungsgegenstände maximal leicht sein. Ein weiterer Vorteil der Packliste ist noch, dass wir die Ausrüstung direkt auf uns verteilen können und dann sofort sehen, wer wie viel zu tragen hat.
Am Ende kommen wir auf 27 und 17 Kilogramm. Nicht gerade leicht, aber machbar. Ein paar Einspaarmöglichkeiten gäbe es noch: leichtere Isomatten für die Kinder, zweite Manduca statt Kraxe, die Mahlzeiten exakter planen… Wir bleiben für diese Tour bei dem was wir haben. Für eine anspruchsvollere Trekkingtour mit Kleinkindern als den Westküstenweg würden wir jedoch jedes Gramm einsparen was noch möglich ist.
Mit im Gepäck ist wieder diese ultraleichte Zeltunterlage. Treuer Begleiter auf dem Rücken ist der ÜLA Ohm 2.0.
Für unsere Zwerge brauchen wir nicht viele besondere Dinge. Jeder bekommt ein Set Wechselkleidung, wir brauchen wie schon geschrieben Windeln und das Notfallset muss ergänzt werden. Zumindest auf den einmal erlebten Pseudokrup wollen wir vorbereitet sein und ein Fiebersenker kommt mit ins Gepäck. Wirklich weit von der Zivilisation ist man außerdem nie entfernt.
Trekkingtour mit Kleinkindern – die Logistik
Wo kann man das Auto stehen lassen und wo wollen wir starten? Gehen wir in Richtung Reisemobil oder soll der Beginn der Tour besonders entspannt ablaufen? Und wie ist das Busnetz in Dänemark?
Erste Entscheidung: Wir laufen zunächst von Agger nach Klitmoller. Falls wir dann noch Lust und Energie verspüren kommen wir von z.B. Hanstholm recht einfach wieder nach Klitmoller. Ein Anruf im Camping Nystrup und der Plan ist perfekt. Wir können unser Reisemobil kostenlos auf dem Parkplatz vor dem Campingplatz abstellen. Geklaut worden sei hier noch nie etwas, so der freundliche Besitzer.
Die Fahrt mit dem Nahverkehr nach Agger dauert lange. Es gibt mehrere Verbindungen bei denen man mindestens einmal oder auch mehrmals umsteigen und warten muss. Bei uns war die Abfahrt 12.07 in Klitmoller, Ankunft um 14.49 in Agger. Gekostet hat uns die Fahrt ca. 60 Kronen pro Erwachsenem. Am besten schaut ihr auf der Seite nordjyllandstrafikselskab.dk nach den aktuellen Verbindungsmöglichkeiten. Früher gab es in der Hochsaison von Juli bis Anfang August außerdem eine direkte Verbindung, den Nationalparkbus. Ob dieser noch fährt, wissen wir aktuell nicht.
Gefahren auf dem Westküstenweg
Trekking mit Kleinkindern birgt die üblichen Gefahren einer Trekkingtour. Hinzu kommt, dass man je nach Alter des Kindes ziemlich aufpassen muss was im Mund der Kleinen landet.
Sonnen- und Kälteschutz sind bei Kleinkindern besonders wichtig. Also genügend warme Kleidung ins Gepäck und Sonnenschutzmittel.
Ortstypische Gefahren gibt es wenige. Zum einen sind Zecken zu nennen von denen es hier leider reichlich gibt. Gut, dass Dänemark kein FSME Risikogebiet. Eine Bogsted Zecke die wir nach einem Zeckenbiss ins Labor geschickt hatten, war netter Weise auch noch frei von Borrelien.
Eine weitere Gefahr geht von Schlangen aus. Kreuzottern fühlen sich in den Dünen- und Heidelandschaften pudelwohl. Kreuzotterbisse sind auch für Erwachsene gefährlich und werden stationär im Krankenhaus überwacht. Für Kleinkinder kann es lebensbedrohlich werden. Bisse durch die scheuen Tiere sind allerdings sehr selten. Also keine Panik. Eine gewisse Wachsamkeit in der Heide und den Dünen ist nicht verkehrt. In unüberschaubaren Gelände können Gummistiefel die Kleinkinder schützen.
Jetzt kann es losgehen!
Ab nach Dänemark. Die ersten Nächte im Zelt seit langer Zeit stehen bevor. Mit Freude und einer Prise Aufregung sehen wir dem Abenteuer Westküstenweg mit unseren Zwergen entgegen. Wir werden berichten wie es war.