Die Insel, die viele nur als Massentourismusanlaufstelle kennen, hat durchaus wunderschöne, menschenleere, fast wilde Ecken vorzuweisen. Der GR-221 zieht sich entlang der gesamten Westküste der Insel von Port d`Andratx bis Pollenca durch die Sierra Tramuntana. Der offiziell beschielderte Weg startet allerdings erst in der Mitte der Gebirgskette in Valdemossa, denn auf den südlichen Abschnitten gibt es immer wieder Streitereien mit Grundeigentümern, ob sie einen nun über ihr Land laufen lassen oder nicht. Den Reisebericht, wichtige Tipps & Ideen sowie abenteuerliche Varianten stellen wir auf INSELTREK in den kommenden Wochen vor.
Anreise zum GR 221
Zum Ausgangspunkt in Port d`Andratx kommen wir aus Palma ganz bequem mit dem Bus. Könnte zumindest bequem sein, wenn der Busfahrer nicht so einen heißen Reifen fahren würde…
Von hier geht es für uns, da es schon spät am Abend und dunkel ist, mit Stirnlampen und Karte ausgerüstet aus dem Ort hinaus, den Berg rauf und zu unserem ersten Schlafplatz unter freiem Himmel. Nach etwa einer Stunde Fußmarsch finden wir ein geeignetes Plätzchen nahe des Coll des Vent. Hier breiten wir nur schnell unsere Matten aus und kriechen in die Schlafsäcke.
Alle Infos zu Buslinien, Wasserversorgung und weiteren wichtigen Dingen rund um den GR 221 bekommt ihr hier.
1. Tagesetappe : Coll des Vent bei Port d`Andratx – Coll de sa Gramola
Am Morgen werden wir noch im Dunkeln von einem Gewitter geweckt. Da wir uns hier oben doch dem Wetter ausgeliefert fühlen brechen wir zügig auf. Rein in die Klamotten, alles zusammenpacken und los. Nach etwas Regen hat sich das Gewitter dann auch verzogen und als es hell wird nehmen wir bei unserer Frühstückspause (Brot mit Salami und nem Apfel) erstmal richtig wahr wo wir gelandet sind. Schön ist es hier. Ein toller Blick über die Berge und das weit vor uns liegende Meer.
Wir schlängeln uns oberhalb der Küste entlang bis nach St. Elm, das wir nach etwa 3 Stunden erreichen. Hier geht’s das erste Mal ins Wasser, dann in den Ort für uns schon zum Mittagessen, da der Tag so früh angefangen hat. Ein recht verschlafenes, aber nettes Örtchen.
Als wir weiter wollen werden wir von einem heftigen Regenguss überrascht, der uns aber nicht daran hindert weiter zu gehen. Hört gleich wieder auf. Hinter St. Elm stellt sich die Orientierung als etwas schwierig heraus. Hier sind so viele Wege verzweigt, dass man einfach nicht weiß, welcher der richtige ist. Folgt man der Beschreibung im Rother kommt man auf direktem Weg nach La Trapa. Möchte man wie wir näher an der Küste entlang ist ist etwas schwieriger und zeitintensiver. So brauchen wir deutlich länger bis La Trapa, einer alten Klosterruine in der ein Refugi entstehen soll. Ist aber noch nicht viel von zu sehen. Danach geht es recht felsig weiter, mal leicht ansteigend, mal wieder abfallend (wir bewegen uns die ganze Zeit zwischen 300 und 400 Höhenmetern über der Küste) mit ständig schönem Blick auf die vorgelagerte Isla sa Dragonera.
Das Wetter weiß nicht recht was es will. Es wird heute noch sehr windig und es könnte auch wieder ein Gewitter aufziehen. Wir sehen zu, dass wir von den Felsen wegkommen, weiter ins Landesinnere. In der Nähe eines Parkplatzes kurz vor der MA-10 am Coll de sa Gramola schlagen wir heut Nacht unser Lager auf. Diesmal richtig. Für diesen Trek haben wir das Poncho Tarp dabei, aus dem wir uns immer wieder anders unser „Zelt“ improvisieren. Ist super. Und so gibt’s eine zweite Nacht mit etwas Regen und sehr erholsamem Schlaf.
2. Tagesetappe: Coll de sa Gramola – Pla de ses Castanyoles (Nahe Planìcia)
Heute starten wir erstmal an der Straße. Nicht so schön, aber morgens ist kaum Verkehr. Auf den knapp 2 km begegnen uns vielleicht drei Autos. Und dann biegen wir wieder in den Wald ab. Durch den Wald geht es recht steil in die Berge. Haben wir auf etwa 340m geschlafen übersteigen wir einige Stunden später den Coll des Qeur als heute höchsten Punkt mit 776m.
Hier gibt es im Weg schon einige kleinere Kraxelstellen. Schwindelfreiheit sollte auf jeden Fall gegeben sein. Das Bergaufgehen und die Sonne machen es heut ziemlich warm. Durch den Wind oben am Berg ist es gut auszuhalten, aber die Kombination von Wind und schwitzen auch nicht ganz ungefährlich. Wer vom Coll des Quer noch weiter hinauf möchte kann von hier einen Abstecher auf das Gipfelplateau des 928m hohen Mola de S’Esclop wagen.
Danach führt der Weg etwas sanfter wieder hinab, erst felsig, dann im Wald bis nach Estellencs, wo wir am Mittag ankommen. Ein sehr schöner ursprünglicher Ort, mit kleinen Gassen, schönen Gärten und netten Restaurants, wo wir in einem unsere Mittagspause verbringen.
Info: Auf dem Abstieg befindet sich die in 2016 eröffnete Hütte Coma d’en Vidal. Früher konnte man hier einfach seine Matte unter dem Vordach ausrollen, jetzt ist die Hütte für Gruppen zugänglich, für den einzelnen Wanderer bisher jedoch nicht.
Hier vom Ort aus haben wir auch die Chance auf Wasser, also baden. Also machen wir uns auf den Weg in die Bucht. Vom Ort aus zu Fuß auch noch einmal eine gute Stunde. Die Bucht stellt sich als weniger schön als erwartet dar. Leider keine Möglichkeit zu schlafen und nur schlechter Zugang ins Wasser (das mag am heutigen Wellengang liegen). Nach einer Katzenwäsche beschließen wir heut doch noch weiterzugehen. Also den ganzen Weg in den Ort zurück, vorbei an Feigenbäumen, von denen man schon mal eine probieren kann, und dann auf einem anderen mallorquinischen Wanderweg weiter, denn der offizielle GR-221 ist hier gesperrt. Wir folgen den Wegweisern zu einer Quelle, der Font de s`Obi, denn auch über ein wenig frisches Süßwasser würden wir uns sehr freuen. Wir finden die Quelle ohne Probleme, aber von Wasser ist hier nichts zu sehen. Im September ist damit wohl auch nicht zu rechnen.
Stattdessen gibt es auf dem Weg einen Granatapfel direkt vom Baum. Lecker! Dem Weg weiter folgend finden wir etwas abseits einen wunderschönen Schlafplatz auf einem Terrassenhang im Sonnenuntergang. Hier lässt es sich aushalten.
Wie geht’s weiter?
Im nächsten Beitrag geht es vom Pla de ses Castanyoles weiter auf dem GR 221 in Richtung Pollenca. Jeder Tag bietet abwechslungsreiches Wandern und grandiose Ausblicke. Ganz so einsam und wildromantisch wie zu Begin der Trekkingtour ist es im weiteren Verlauf der Trockenmauerroute allerdings nicht mehr. Dafür erwarten einen wunderschöne Landschaften und mit dem Kloster Lluc eine ganz besondere Unterkunft.
Wer noch in der Vorbereitung ist findet hier noch ein paar Tipps. Eigentlich für den Te Araroa in Neuseeland geschrieben, bietet der Beitrag auch GR 221 Wanderern nützliche Informationen. Wenn ihr noch einen leichten Trekkingrucksack sucht kann euch dieser Testbericht vielleicht helfen. Viel Spaß beim Lesen.